Gedanken zum Pan-d(a)em(on)ischen Jahr 2021

Mit Sicherheit war das vergangen Jahr ein Jahr, welches Menschen rund um den Globus – in vielerlei Hinsicht – an Grenzen gebracht hat und regelrecht dazu gezwungen hat, die sich überschlagenden weltweiten Ereignisse Rund um die globale Pandemie laufend zu interpretieren und neu zu bewerten. Für mich persönlich war es ein Jahr, in welchem mir viele Illusionen genommen wurden. Dabei musste ich mich vielfach von alten Glaubenssätze und Grundannahmen verabschieden und wurde dazu gedrängt Entscheidungen zu treffen, die mich dazu zwangen meine Komfortzone sukzessive zu verlassen und Sicherheiten aufzugeben, um mir selbst treu zu bleiben. Andererseits schenkte mir das vergangene Jahr auch neue Impulse, Ideen, Denkanstöße und Einsichten, die mich mitunter neue Wege beschreiten lassen. Den äußeren Zwängen und regelrechten Bedrohungen zum trotz, versuche ich so gelassen, als möglich zu sein und mir eine positive, hoffnungsvolle Grundhaltung zu bewahren und nicht in die zunehmend grassierende Panik und Angst zu verfallen, die mich nur lähmen und handlungsunfähig machen würde. Wie in einem anderen Beitrag erwähnt, bin ich der Überzeugung, dass sich die Welt gegenwärtig in einem Wandlungsprozess befindet, wobei sich aus meiner Wahrnehmung grundlegend zwei große Lager gebildet haben, die sich zunehmend gegenüberstehen. Jener Gruppe an Menschen nämlich, welche an alten Systemen und Dogmen festhalten möchte und damit vermeintlichen Sicherheiten, Geld- und Machtstrukturen und einer oft rein materiellen, ökonomischen Anschauung anhängt sowie auf der anderen Seite jener Gruppe an Menschen, welcher einer inneren Stimme folgend, zunehmend die Aussen- aber auch die eigene Innenwelt infrage stellt, und dabei Manipulationen und falsche Glaubenssätze des Alltagslebens, aber auch größere Zusammenhänge enttarnt und neue Realitäten denken und leben will, um ein Leben in Freiheit, Würde, Selbstbestimmung und -verantwortung anzustreben. Die zahlreichen unterschiedlichen Ideen, Theorien und Phantasien etc. die derzeit jenseits der Mainstream-Medienlandschaft kursieren – ganz ohne Wertung – sind großteils geradezu atemberaubend und bestärken mich in der Annahme, dass offenbar immer mehr Mut und Antrieb besteht „out of the box“ zu denken und/oder ein Teil der Menschheit – durch äußere Einflüsse nun sensibilisiert – für neue Anschauungen und Denkrichtungen empfänglicher ist und Selbige dh. nicht per se abwertet oder gar der Lächerlichkeit Preis gibt, sondern den mühsamen Weg der persönlichen Wahrheitsfindung beschreitet. Wie so oft schient mir dabei die Macht der eigenen, wirklichen Gedanken – nicht der subtilen, wiederkäuenden, gelernten Programme und beschränkenden Glaubenssätze etc. – , der persönliche Fokus, das Bewusstsein und die sogenannte innere Stimme ein wesentliche Rolle zu spielen. Folgende interessante Zeilen fand ich in diesem Zusammenhang kürzlich im Buch „das grüne Gesicht“ des großartigen österreichischen Autors Gustav Meyrink, die ich nun mit Euch teilen möchte:

Es gibt ein inneres, heimliches Wachstum“, – erinnerte er sich plötzlich, erst vor wenigen Stunden gelesen zu haben; – er holte das Blatt der Papierrolle aus seiner Brieftasche hervor, suchte die Stelle und las:

jahrelang scheint es zu stocken, dann, unerwartet, oft nur durch ein belangloses Ereignis geweckt, fällt die Hülle, und eines Tages ragt ein Ast mit reifen Früchten in unser Dasein hinein, und wir sehen, daß wir Gärtner eines geheimnisvollen Baumes waren, ohne es zu wissen. — Hätte ich mich doch nie verleiten lassen, zu glauben, dass irgendeine Macht außer mir selbst diesen Baum zu gestalten vermag, – wieviel Jammer wäre mir erspart geblieben“. Ich war alleiniger Herr über mein Schicksal und wußte es nicht! Ich dachte, weil ich es durch Taten nicht zu ändern vermochte, daß ich ihm wehrlos gegenüberstünde. – Wie oft ist es mir nicht durch den Sinn gefahren, daß: Herr über seine Gedanken zu sein, auch bedeuten müsse, der allmächtige Lenker seines Schicksals zu sein! Aber ich habe es jedesmal verworfen, weil die Folgen solcher halben Versuche nicht sofort eintraten. – Ich unterschätze die magische Gewalt der Gedanken und verfiel immer wieder in den Erbfehler der Menschheit, die Tat für einen Riesen zu halten und den Gedanken für ein Hirngespinst. – Nur wer das Licht bewegen lernt, kann den Schatten gebieten und mit ihnen: dem Schicksal; wer es mit Taten zu vollbringen versucht, ist selbst nur ein Schatten, der mit Schatten vergeblich kämpft. Aber es scheint, als müsse uns das Leben fast zu Tode peinigen, bis wir endlich den Schlüssel begreifen.–Wievielmal wollte ich andern helfen, indem ich es ihnen erklärte; sie hörten mir zu, nickten und glaubten, aber es ging ihnen zum rechten Ohr hinein und zum linken wieder heraus.-Vielleicht ist die Wahrheit zu einfach, als dass man sie sogleich zu erfassen vermöchte.-Oder muß der Baum erst zum Himmel ragen, ehe die Einsicht kommen kann?-Ich fürchte, der Unterschied zwischen Mensch und Mensch ist manchmal größer als der Unterschied zwischen Mensch und Stein.-Mit einem feinen Spürsinn herauszufinden, was diesen Baum grünen macht und vor dem Verdorren schützt, ist der Zweck unseres Lebens. Alles übrige heißt: „Dünger schaufeln und nicht wissen, wozu“. Doch wie viele mag‘s ihrer heute wohl geben, die verstehen, was ich meine?–Sie würden glauben, ich redete in Bildern, wenn ich‘s ihnen sagte. Die Doppeldeutigkeit der Sprache ist‘s, die uns trennt.-Wenn ich öffentlich etwas schriebe über inneres Wachstum, so würden sie ein „Klügerwerden“ darunter verstehen, oder ein „Besetztwerden“; so, wie sie unter Philosophie eine Theorie verstehen und nicht: ein wirkliches Befolgen.-Das Gebotehalten allein, selbst das ehrlichste, genügt nicht, um das innere Wachstum zu fördern, denn es ist nur die äußere Form. Oft ist das Gebotebrechen das wärmere Treibhaus. Aber wir halten die Gebote, wenn wir sie brechen sollten, und brechen sie, wenn wir sie halten sollten. Weil ein Heiliger nur gute Taten vollbringt, so wähnen sie, sie können durch gute Taten Heilige werden; so gehen sie den Pfad eines falschen Gottesglauben entlang hinab in den Abgrund und glauben, sie wären Gerechte.-Eine irrige Demut blendet sie, so daß sie entsetzt zurücktaumeln, wie Kinder vor dem eigenen Spiegelbild, und fürchten, sie seien wahnsinnig geworden, wenn die Zeit kommt- und sein Gesicht blickt ihnen entgegen.“

und wenig später im Text:

Froh muß ich sein“, jauchzte irgend etwas in ihm auf, „daß das Edelwild aus den unbekannten Wäldern eines neuen Gedankenreiches den Zaun des Alltags durchbricht und in meinen Garten grasen kommt, -froh, und nicht bedenklich, bloß weil ein paar alte morsche Stakete darüber kaputtgehen:“

Auch wenn ich mit Gedanken des reinen Wachstums weniger sympathisiere und eher – den Gesetzen der Natur folgend – in Kategorien wie Zyklen und Kreisläufen denken möchte und der Meinung bin, dass wir unseren eher beschränkten Fokus immer nur auf eine relativ kleine Bandbreite an Themen, Menschen etc. richten können, immer zu Lasten anderer Erfahrungen und Erkenntnisse – vielleicht deshalb das oftmalige Unvermögen größere Zusammenhänge zu erkennen und dem alltäglichen Dilemma uns in Details zu verlieren – finde ich Meyrink’s Ausführungen sehr interessant und stelle daraufhin abschließend die ketzerische Frage, ob unsere westliche Kultur nicht vielleicht einem grundlegenden Fehler unterliegt, wenn diese fordert, dass wir von Anbeginn unseres Lebens – damit unserer Programmierung – stets darauf getrimmt werden, etwas aus uns vs. unserem Leben machen zu müssen, laufend dazu gedrängt werden, etwas zu leisten (im normativen und ökonomischen Sinn), um damit erst einen Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können und – dann erst – Stolz auf uns sein dürfen etc.. Nach dieser Auffassung ist der Mensch daher regelrecht ein „minderwertiger Rohling“, der erst behauen werden muss, gar schlecht ist – siehe Erbsünde – und daher durch „die Schule des Lebens“ erst reifen muss. Das dieser Reifungsprozess nicht „leicht“ sein darf und mit Mühe und laufender Anstrengung verbunden ist, lernen wir ja bereits in frühesten Schultagen – komisch nur, dass das spielerische Erfahrung sammeln, das Be-greifen dürfen, das Nachahmen der Vorbilder etc. kurz davor noch so unbeschwert und schön war – vorurteilsfrei, vertrauens- und freudvoll und voller Neugierde, nach eigener Fasson und Tempo, haben wir uns ja alle – mehr oder weniger – bis dahin die Welt erobern dürfen und haben dabei in kürzester Zeit mehr „gelernt“, als wir es je später vermochten. Was wäre, wenn es sich daher genau umgekehrt verhält, und wir alle Anlagen und Möglichkeiten – unser wahres Potential – , von Beginn unseres irdischen Daseins an, bereits latent zur Verfügung hätten und uns durch die Programmierung eines überwiegend menschenfeindlichen Systems unserer wahren Fähigkeiten und Möglichkeiten dadurch nie wirklich bewusst werden, vielmehr selbige Anlagen laufend aberzogen werden, um dadurch in einem Zustand „einer Art geistigen Versklavung“ gefangen gehalten zu werden….

Sicherlich die Gedanken von hoffnungslosen vollen Träumern und Phantasten… 🙂

Beim Beitragsbild handelt es sich um das Gemälde "Pan und Syrinx" des franz. Malers Nicolas Poussin

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