Von der Tröstung einer warmen Suppe

Heute möchte ich etwas leicht verdauliches thematisieren – meine besondere Vorliebe für Suppen aller Arten soll Inhalt dieses lukullischen Beitrags sein. Schon seit meiner Kindheit bin ich ein absoluter Fan von Suppen, welche ich immer als Wohltat für Körper, Geist und Seele empfand und ich daher stets ein sehr angenehmes, wohliges Gefühl damit verbinde. Grundstein dazu hat sicherlich meine liebe Oma gelegt, welche mir als Kind oft eine legendäre Kartoffel-Schwammerl-Suppe kochte, die ich mit allen Sinnen genoss – den Geruch Selbiger habe ich heute noch in der Nase. Auch die Rindsuppe meines Opas war ein Traum – wichtig dabei so mein Großvater „a‘ echte‘ Rindsupp‘n muss Fettaugen habń“ – wozu man jedenfalls Markknochen nebst Suppenfleisch etc. benötigt – und ebenso wichtig „a‘ Supp´n g‘hört haß (..gehört heiß) – des Bier aber kalt“.

Tatsächlich gibt es meiner Meinung nach kaum ein Gericht, welches es – schon allein wegen seiner Sinnlichkeit – mit der Suppe aufnehmen könnte. Das heiß dampfende Süppchen, welches man regelrecht inhaliert und mit jeder Pore aufnimmt, ist mit Sicherheit einzigartig am kulinarischen Himmel. Nicht umsonst fängt jedes „anständige Mittagessen“ mit einer Suppe an. Und wer hat noch nicht von der geradezu magischen Wirkung einer selbst gebrauten Hühnersuppe gehört, die angeblich sogar manch‘ Tote wieder zum Leben erwecken kann?

Neben den klassischen klaren Suppen haben es mir besonders aber die unzähligen gebundenen Suppen angetan, die praktisch aus jedem Gemüse gezaubert werden können. Dem Variantenreichtum und den Kombinationsmöglichkeiten mit den unterschiedlichsten Zutaten sind dabei kaum Grenzen gesetzt.So gibt es allein beim Klassiker der Kürbiscremesuppe unzählige Rezepte und Variationen. Kartoffel-Lauch-Suppe, Paprika-Schaumsuppe, Rote-Rüben-Suppe, Tomatencreme-Suppe wären nur einige Beispiele an gebundenen Suppen, welche bspw. mit Zutaten wie Kokosmilch, Ingwer, Chili, Sauerrahm, Schlagobers, Creme Fraiche, Speck etc. aufgepeppt werden können und mit den unterschiedlichsten Gewürzen – nebst Salz und Pfeffer – wie Majoran, Kümmel, Curry, Koriander, Curcuma, Muskatnuss etc. noch mit besonderen Akzente versetzt werden können.

Auch gibt es diverse Suppen die eher saisonalen Charakter haben, neben der erwähnten Kürbiscremesuppe, fällt mir da die Spargelcremesuppe sowie die Bärlauchsuppe ein, die bereits in die Bestenliste heimischer Gastronomen aufgenommen wurden und für die mitunter atemberaubende Preise verlangt werden.

Ein gewisses Alleinstellungsmerkmal hat vor allem die französische Zwiebelsuppe, welche die Geister scheidet – aus meiner Sicht ein Hochgenuss und nicht so leicht zu machen, wie man denkt oder wie der Franzose sagen würde:

„la soupe demandé becoupe de passion“

Auch die großartige ungarische Gulaschsuppe darf bei dieser Aufstellung nicht fehlen, mit welcher – nicht zu Unrecht – zumeist ein neues, gutes Jahr eingeläutet wird.

Unter den exotischen Suppen hat sich vor allem die chinesische Süß-Saure-Suppe einen Platz in den vordersten Rängen erobert, und zählt zum Pflichtbestandteil eines jeden „Menüs“ beim „Chinesen um die Ecke“, da man wohl beinahe auf der ganzen Welt unzählige China-Restaurants vorfinden dürfte.

Einzig eine Suppe gibt es, mit der ich seit je her auf Kriegsfuß stehe – bereits ihr Name lässt in der deutschen Sprache keine wirklich guten Assoziationen aufkommen. Tatsächlich rede ich von der japanischen „Miso“-Suppe. Beim ersten und letzten Besuch beim „Japaner“ mit meiner Oma, hat Selbige bemerkt, dass die Suppe wie Abwaschwasser aussieht und gefühlt auch so schmeckt. Sicher ist damit der Suppe Unrecht getan, nachdem europäische Geschmacksnerven ja grundsätzlich Anderes gewöhnt sind. Dennoch wirklich anfreunden werden ich mich mit der Suppe, die aus Sojapaste, Seetang, Tofu (den ich eigentlich gerne esse) und Anderem besteht, wohl kaum.

Zum Abschluss lässt sich noch festhalten, dass es kaum eine Mahlzeit geben dürfte, welche mehr als Wohltat für Leib und Seele gilt und sich dabei mit ihren mythologischen, heidnischen Wurzeln – bspw. Grünndonnerstags-Suppe – weit in die Geschichte zurück verfolgen lässt. So leitet sich das Wort Suppe aus dem westgermanischen „Supp“ ab, das ursprünglich eingebrocktes Brot oder breiige Speise damit bezeichnete.

Für mich sind Suppen jedenfalls „die perfekte Mahlzeit“, für beinahe jede Situation. In Form eines Suppentopf können Suppen auch eine sättigende Mahlzeit sein, die eine Hauptmahlzeit ersetzen kann. Wesentlich ist für mich aber die Komponente der eingangs erwähnten „Tröstung“. Aus meiner Sicht absolut zutreffend, da kaum eine andere Mahlzeit den Körper so gut erwärmen kann und dabei die Sinne so meisterlich anspricht. Gerade an Schlechtwettertagen, – im eigentlichen aber auch im übertragenen Sinn – an denen die Seele mitunter stark leidet, können Suppen – meiner Erfahrung nach – wahre Wunder vollbringen, sofern man sich darauf einlässt.

Vielleicht konnte ich Dir, werte(n) Leser(in), ein wenig Guster machen – tatsächlich koche ich eher selten streng nach Rezept, zumeist sehe ich, was die Vorräte hergeben, überlege, was sich daraus machen lässt und mache mich dann ans Werk – mit „becoupe de passion“ – gutes Gelingen und guten Appetit!

Zum Begriff der "Tröstung": - im lat. Consulamentum, in Anlehnung an eine der wahrscheinlich sagenumwobendsten und interessantesten geistigen Strömungen des christl. Abendlandes, welche unter dem Namen der "Katharer" (oder auch Albigenser) in die Geschichte eingegangen ist. Eigentlich die "Bonhommes" oder "Parfaits" - zu deutsch die "guten Menschen" bzw. die "Reinen". Das "Consulamentum" war wesentlicher Bestandteil der katharischen Kirche

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